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Zweites Netzwerktreffen der Landmusikorte

Landmusikorte vorgestellt & vernetzt - Teilnehmer*innen des zweiten Fachtags in Schlitz (Landesmusikakademie Hessen): Dörte Wehner, Jessica Dürrmann, Tilman Schlömp, Arnim Roß, Holger Reuning, Hauke Homeier, Martina Langenberger, Hartmut Wecker, Petra Frömel, Mareike Wütscher, Nadine Bonnard, Tobias Hedden (v.l.)

Wie kann kulturelle Teilhabe gelingen? Wie erreiche ich Menschen, die noch gar nicht wissen können, ob sie ein kulturelles Angebot gut finden? Beim zweiten Fachtag der vernetzten Landmusikorte ging es unter der Überschrift „Viele machen mit“ um kulturelle Teilhabe im ländlichen Raum.

Vertreter*innen von Landmusikorten und aus dem Musikleben trafen sich am 7. Juli in der Landesmusikakademie Hessen in Schlitz und tauschten sich zu „ländlichen“ Themen aus, die allerdings auch für das Zusammenwirken zwischen Land und Stadt ihre Relevanz hatten.

Wie man die Menschen vor Ort tatsächlich erreicht, und wie das Netzwerken gelingen kann, erläuterte mit einer beeindruckenden Präsentation Arnim Roß, Bürgermeister der Gemeinde Kaufungen in Hessen. Der Ort im Landkreis Kassel erhielt als Landmusikort des Jahres 2021 den dritten Bundespreis. Ein großes Spektrum an kulturellen Veranstaltungen bezieht in Kaufungen nicht nur lokale Künstler*innen und Interessierte ein, sondern schafft durch Kooperationen auch ein Angebot von überregionaler Bedeutung. Neben dem langfristigen Ausbau und der klugen Nutzung von städtischen Räumen für die Kultur führt Bürgermeister Roß den Erfolg der Gemeinde auf zwei Aspekte zurück. Bereits in den achtziger Jahren wurde dort eine hauptamtliche Stelle für Kulturarbeit geschaffen, außerdem wurde 2017/18 ein Gemeindeentwicklungskonzept „Kultur in Kaufungen“ erstellt. Dies geschah im Zusammenwirken der örtlichen Gruppen und Institutionen - der Beginn einer Netzwerkarbeit, die, koordiniert von der Kulturbeauftragten der Gemeinde, bis heute weiter betrieben wird.

Dr. Christoph Kreutchen von der TU Dortmund beleuchtete in seinem Impulsreferat das Thema Teilhabe aus der Sicht des Kunsthistorikers. Ausgehend von einer Aktion des Bündnisses „Just stop oil“ (Aktivist*innen „eroberten“ durch Überklebung und Verfremdung klassische Ölgemälde und machten als Guerilla-Akteure im Museum auf ihr umweltpolitisches Anliegen aufmerksam) zeigte er, wie sich Teile der Gesellschaft in einem Regelsystem kanonbildender Hochkultur als Fremdkörper fühlen.

In der anschließenden Diskussion wurden in Arbeitsgruppen die Fragen, die sich aus den Präsentationen ergaben, diskutiert: Wie erreicht man auch diejenigen Menschen, die sich vom traditionellen Bildungssystem ausgeschlossen fühlen, wie erreiche ich Fremde, Zugereiste, inaktive Zielgruppen, und kann sie als Bündnispartner gewinnen? Und ebenso wichtig: Wie sollte ein Förderprogramm aufgestellt sein, das die Gruppen erreicht, die die Förderung auch wirklich brauchen? Auch wenn die abschließenden Antworten auf diese Fragen noch nicht gefunden wurden – der Fachtag in Schlitz brachte die Diskussionsteilnehmer*innen möglichen Lösungsansätzen näher. Moderiert wurde er von Dörte Wehner, organisiert von Tobias Hedden (Landesmusikakademie Thüringen). Die nächsten Fachtage finden am 29.9.2022 in der Musikakademie Kloster Michaelstein (Sachsen-Anhalt) und am 6.10.2022 in der Musikakademie Rheinsberg (Brandenburg) statt.